Mittwoch, 29. Dezember 2010

Sakralität und Aura in der Architektur


Die Fähigkeit von Architektur, stumm zu ihrem Publikum zu sprechen, psychische Reserven freizusetzen und oft genug sogar den Zugang zu spirituellen Dimensionen zu eröffnen, gewinnt heute wieder zunehmend an Bedeutung. Sind Sakralität und Aura also nach wie vor ureigene Bezirke der Architektur? Welche Reflexion und Verantwortung braucht es, damit Architektur nach der Erfahrung der Moderne ihr irrationales, Wirklichkeit transzendierendes, zuweilen magisches Instrumentarium neu entdecken kann? Drei weltweit prominente Architekten helfen uns, diese Fragen aus ihrem individuellen Blickwinkel und aus dem Fundus ihrer Kreativität zu beantworten. Mario Botta hat durch sakrale Orte und Räume von hoher Individualität wichtige Akzente gesetzt. Gottfried Böhm gehört zu den prägenden Kirchenbaumeistern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Rafael Moneo hat in seiner Architektur eine zeitgemässe Sprache von berückender Sublimität und Ausdrucksstärke gefunden.

Botta / Böhm/ Moneo: Sakralität und Aura in der Architektur

Dienstag, 21. Dezember 2010

Theater


Unsere Gesellschaft ist interkulturell und multireligiös. Reagieren Theater und Performance auf diese Pluralität und Heterogenität? Seit zehn Jahren untersucht SCENA als Fachtagung, Festival und Forschungskontext das Wechselspiel von Theater(pädagogik), Religion und Inter-/Transkulturalität.

Auf der Basis der Tagung "Dialog Theater und Religion" 2008 an der Universität Hamburg thematisiert der Band folgende Aspekte:

Dialog:   Das Fremde und Andere in den Künsten und Religionen.
Irritation:   Grenzen/Tabus der Darstellbarkeit religiöser Inhalte und Fragen.
Vermittlung:   Konzepte zum interkulturellen und interreligiösen Dialog.
Projekte:   Best Practise interkultureller Theaterarbeit in Theater/Schule/Freizeit. 

Irritation und Vermittlung: Theater in einer interkulturellen und multireligiösen Gesellschaft

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Der Aufklärer


Nach dem Willen seines Vaters sollte Gotthold Ephraim Lessing (1729‐1781) Pastor werden. Als Dichter und Dramatiker mischte er sich schließlich mehr und folgenreicher in Theologie und Kirche ein, als es ihm von der Kanzel aus möglich gewesen wäre. Vom Geist der Aufklärung erfasst, widmete er sich als Literat unermüdlich der Wahrheitssuche. Mit Hilfe des Theaters wollte er Seelen bewegen. Die Religionen beurteilte er nach ihrer Moral. Am deutlichsten tritt sein Ansinnen in dem Drama „Nathan der Weise“ zu Tage, das die Religionen eindringlich – und bis heute erstaunlich aktuell – zu Toleranz auffordert. Deshalb ist Heinrich Heines Lob nachvollziehbar: Seit Luther hat Deutschland keinen größeren und besseren Mann hervorgebracht als Gotthold Ephraim Lessing.

Hans‐Jürgen Benedicts Porträt zeigt nicht nur den geachteten Dichter und Dramatiker, sondern auch den Rastlosen und verschuldeten Spieler, der einige Schicksalsschläge erleiden musste.

Hans- Jürgen Benedict: Der Aufklärer: Wie Gotthold Ephraim Lessing die Religionen zur Toleranz ermunterte

Dienstag, 14. Dezember 2010

Caesars Erben?


Karl-Wilhelm Weeber zeigt in seinem neuen Buch, dass römisches Denken und Handeln nicht nur unser Rechtsverständnis oder ästhetische Ideale in Kunst und Architektur geprägt haben, sondern noch heute unsere Mentalität im Alltag bestimmen -- auch wenn wir nichts davon wissen.

Julius Caesar ist, zumindest für viele der Älteren unter uns, ein Alptraum aus Gymnasialjahren. Karl-Wilhelm Weeber erzählt - in einer vitalen und niemals prätentiösen Sprache -, was uns verschwiegen wurde, vermutlich weil unsere Lateinlehrer selbst nicht die leiseste Ahnung von den persönlichen, den politischen, den militärischen, den kulturellen Erfahrungen hatten, die der Eroberung des Landes der schwierigen Gallier vorausgingen -- der wichtigsten Expansion des Römischen Reiches, dessen Erben wir alle sind.

Karl-Wilhelm Weeber, Freunden der Anderen Bibliothek schon durch seinen populären Sprach-Essay Romdeutsch in schöner Erinnerung, zeigt in seinem neuen Buch, wie sehr römisches Denken und Handeln auch heute noch unseren Alltag bestimmen -- auch wenn wir nichts davon wissen

Rom sei Dank!: Warum wir alle Caesars Erben sind

Sonntag, 12. Dezember 2010

Künstler des 20. Jahrhunderts


Wie aus einem Künstlerlexikon zur ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts lesen sich die Namen der Freunde, die Salomea Steuermann, von allen nur Salka genannt, um sich zu versammeln wusste: Karl Kraus und Alfred Polgar, Max Reinhardt, Thomas und Heinrich Mann, Albert Einstein und Arnold Schönberg, Sergej Eisenstein und Greta Garbo, deren Drehbuchautorin sie war, Bertolt Brecht und Bruno Frank, Charlie Chaplin und Fritz Murnau, Ernst Lubitsch, George Cukor, Hanns Eisler - und viele andere Künstler... mit und ohne Namen.

Diese faszinierende und früh emanzipierte Salka Viertel war kein Hollywood- Filmstar und keine mondäne Gesellschaftsdame, sondern eine begnadete Gastgeberin, die ihr Haus an der Mabery Road in Santa Monica zum vielgerühmten Salon machte - schließlich zum "Hafen für die Heimatlosen", die europäischen Emigranten nach 1933.

Salka Viertels Lebenserinnerungen, Ende der 60er Jahre in den Vereinigten Staaten erschienen und seitdem im Vergessen verschwunden, vergegenwärtigen die dramatischen Jahrzehnte europäischer Kulturgeschichte, vor allem die Welt des Theaters und des Films bis 1933 und die Exilierung dieser Kultur in Kalifornien.

Salka Viertel, Das unbelehrbare Herz: Erinnerungen an ein Leben mit Künstlern des 20. Jahrhunderts

Sonntag, 21. November 2010

Wissenschaftliches Arbeiten


Wie wird eine empirische Fragestellung im Feld der Bildungswissenschaften bzw. aus Problemstellungen des Berufsfeldes heraus entwickelt und nach den Regeln des empririschen Arbeitens beantwortet? Das Studienbuch behandelt handlungsorientiert die verschiedenen Schritte im Forschungsprozess: von der Literaturrecherche und -verarbeitung über die Planung, Durchführung und Auswertung im Rahmen verschiedener Forschungsansätze bis hin zur Kommunikation der Ergebnisse. Wissenschaftliches Wissen wird einleitend dem Alltagswissen gegenübergestellt, forschendes Lernen und Lernen von Forschung als wichtiges Feld der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen bestimmt.

Herausgeberteam (PHZ Luzern) Prof. Dr. Jürg Aeppli, Leiter Studienbereich Alltag und Wissenschaft, Dozent. Dr. Luciano Gasser, Bereich Forschung und Entwicklung, Dozent. Prof. Dr. Eveline Gutzwiller, Bereich Forschung und Entwicklung, Dozentin. Prof. Dr. Annette Tettenborn, Leiterin Institut für pädagogische Professionalität und Schulkultur, Dozentin.

Aeppli / Gasser / Gutzwiller / Tettenborn: Empirisches wissenschaftliches Arbeiten: Ein Studienbuch für die Bildungswissenschaft, Klinkhardt 2010

Gotteshäuser


Johann Hinrich Claussen führt in diesem Buch durch die Geschichte des Kirchenbaus, von den ersten Hauskirchen über die grandiosen Kathedralen des Mittelalters bis heute. Sein einzigartiger Kirchen(ver)führer für Jung und Alt öffnet auf ganz elementare Weise die Augen für die Schönheit und den tieferen Sinn der christlichen Gotteshäuser. Kirchen prägen unsere Städte und Dörfer. Auf Reisen werden sie besucht und bewundert. Aber vielen Menschen geben sie zunehmend Rätsel auf. Wie wurden die Kirchen gebaut? Warum sind Taufbecken und Kanzel mal so und mal anders platziert? Wozu dienen Bilder und Altäre? Johann Hinrich Claussen erzählt die Geschichte von neun beispielhaften Kirchen und erklärt so, wie Kirchen funktionieren, sei es für Gebet und Gottesdienst oder als Zufluchtsstätte und politisches Herrschaftszeichen. Elegant und kurzweilig verknüpft er dabei Kunstgeschichte, theologische Deutung, Politik und Frömmigkeitsgeschichte und lässt nicht nur Gläubige Kirchen mit anderen Augen sehen.
- Die Hauskirche und die Anfänge des Kirchenbaus
- Die Grabeskirche zu Jerusalem und die Basilika
- Die Hagia Sophia und die Kirchen des Ostens
- Der Dom zu Speyer und die Romanik
- Die Kathedrale von Amiens und die Gotik
- Der Petersdom zu Rom und die katholische Kirche
- Die Dresdner Frauenkirche und der protestantische Kirchenbau
- Die Hauptkirche St. Nikolai zu Hamburg und der Historismus
- Die Kathedrale von Brasilia und der moderne Kirchenbau

 Johann Hinrich Claussen: Gottes Häuser oder die Kunst, Kirchen zu bauen und zu verstehen: Vom frühen Christentum bis heute, Beck 2010

Fehlbare Vorbilder


Nachdem moralische Maßstäbe kaum noch durch traditionelle Werte oder Institutionen gewährleistet werden, suchen Menschen nach Personen, die sie als Vorbilder anerkennen können. Wir brauchen Vorbilder. In den letzten Monaten jedoch wird eine Erkenntnis unabweisbar, die schon alt ist, aber immer wieder vergessen wird: Vorbilder sind fehlbar. Besonders anstößig wirken Fehler von Personen im Raum der Kirchen. Ihr Anspruch ist, moralisch integer zu sein, sie geben moralische Maßstäbe in Bildungsinstitutionen weiter und beteiligen sich an öffentlichen Debatten. Zeigt sich in der aktuellen Entwicklung, dass die Kirche selbst zum fehlbaren Vorbild geworden ist? In diesem Buch äußern sich evangelische und katholische Theologinnen und Theologen über fehlbare Vorbilder in der christlichen Tradition und in der Gegenwart.

Helga Kuhlmann (Hg.): Fehlbare Vorbilder in Bibel, Christentum und Kirchen: Von Engeln, Propheten und Heiligen bis zu Päpsten und Bischöfinnen, Lit-Verlag Münster 2010

Dienstag, 14. September 2010

Wovon man nicht sprechen kann ...


In ästhetischer Perspektive lässt sich das 20. Jahrhundert zugespitzt als »Zeitalter der Mystik« bezeichnen. Konzepte und Termini der christlichen Mystik, aber auch der Kabbala und des Sufismus wurden in transformierter Gestalt integraler Bestandteil der Literatur, der Philosophie und der ästhetischen Theoriebildung der Moderne.

Die Beiträge dieses interdisziplinären Bandes betrachten die verbindenden Elemente, Strukturanalogien und Differenzen zwischen mystischen und ästhetischen Erfahrungs- und Sprachmodi u.a. bei Paul Celan, Georges Bataille, Harold Bloom, Ernst Cassirer und Michelangelo Antonioni und versuchen so, sich der Ursache des Faszinosums Mystik für die moderne Ästhetik in Philosophie, Literatur und visuellen Medien zu nähern.

Cornelia Temesvári, Roberto Sanchiño Martínez (Hg.)
»Wovon man nicht sprechen kann...«
Ästhetik und Mystik im 20. Jahrhundert. Philosophie – Literatur – Visuelle Medien. Juni 2010, 210 Seiten, kart., 23,80 €
ISBN: 978-3-8376-1226-4 Pick It!

Donnerstag, 7. Januar 2010

Von Fritz the Cat zu Waltz with Bashir



Animationsfilme für Erwachsene wie Persepolis oder Waltz with Bashir zeigen, dass dieses Genre mit seinen stark stilisierten Gegenwelten eine eigene beeindruckende künstlerische Wertigkeit neben Spielfilm und Dokumentarfilm besitzt. Seit Yellow submarine und Fritz the Cat zeigen sie bewusst surrealistische Sequenzen, knappe und grelle Überspitzungen gesellschaftlicher Zustände und unverstellte Darstellungen von Sexualität. Der Animationsfilm entwickelt beinahe notgedrungen eine stark verfremdende und entfremdete Ästhetik, die Vorbilder aus der bildenden Kunst, der Graphik und der Illustration mit dem Schwelgen in irrealen Bewegungsabläufen verbindet. Immer aber wollen diese Filme von ersten und letzten Dingen erzählen, einen Schritt zurücktreten und den Zuschauer gleichzeitig als aufmerksamen Kenner und als verblüfftes Kind jenseits des herrschenden medialen Diskurses locken.

Florian Schwebel: Von Fritz the Cat zu Waltz with Bashir: Der Animationsfilm für Erwachsene und seine Verwandten

Dienstag, 5. Januar 2010

Sakrales Sehen


Dieser Band bringt Theologie und Kulturwissenschaft in einen ebenso spannungsreichen wie fruchtbaren Dialog, der im Begriff der Sakralisierung konvergiert. Indem klassische phänomenologische Ansätze zum Heiligen diskursiv gefasst werden, wird deutlich, wie sehr Diskurse über das Erleben einer numinosen Macht im populären Film um die Jahrtausendwende ein (wenn nicht ihr) wirkmächtiges Residuum gefunden haben.
Neben einer kulturtheoretisch komplexen Begriffsbildung bietet »Sakrales Sehen« interdisziplinäre und innovative Einsichten in die Aneignungsprozesse religiöser Symbolsysteme in Filmen wie »The Matrix«, »Harry Potter«, »Stigmata« und »William Shakespeare's Romeo+Juliet«.

Nadine Christina Böhm (Dr. phil.) lehrt Literatur- und Kulturwissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen neben der Erforschung der Interdependenzen religiöser und kultureller Diskurse besonders im Bereich zeitgenössischer Erzählliteratur.

Sakrales Sehen: Strategien der Sakralisierung im Kino der Jahrtausendwende