Freitag, 20. Dezember 2013

Sakrale Inszenierungen in der zeitgenössischen Architektur


Haepke, Nadine (2013): Sakrale Inszenierungen in der zeitgenössischen Architektur. John Pawson - Peter Kulka - Peter Zumthor. 1., Aufl. Bielefeld: transcript (Architekturen, 20).

Der Tendenz einer zunehmenden Säkularisierung in Westeuropa, wie sie vor allem im Abverkauf zahlreicher Kirchen zum Ausdruck kommt, steht eine Vielzahl an sakral anmutenden, inszenatorischen Überhöhungen gegenüber. Eine klare Grenze zwischen sakraler und profaner Architektur ist daher schwer zu ziehen.

Nadine Haepke zeichnet die hiermit einhergehenden Wertigkeitsverschiebungen in Bezug auf den Transfer räumlicher Charakteristika nach und untersucht Raum-Qualitäten zeitgenössischer sakraler wie nicht-sakraler Räume (von John Pawson, Peter Kulka und Peter Zumthor), deren Atmosphären den Menschen vom Alltag distanzieren und ihm in einer komplexer werdenden Welt Orientierung geben.

Montag, 16. Dezember 2013

Ein Reporter und nichts als das


Londres, Albert (2013): Ein Reporter und nichts als das: AB - Die Andere Bibliothek (Die Andere Bibliothek, 348).

Am 22. 9. 1925 schreibt Kurt Tucholsky mit seinem Pseudonym Peter Panter in der Weltbühne unter der Überschrift „Bei den Verrückten“ folgendes:

„Albert Londres ist eine Nummer für sich. Man stelle sich einen Egon Erwin Kisch vor, der nicht aus Prag stammt – das geht nicht –, also man denke sich einen gebildeten Mann, der von einer großen Reporterleidenschaft wirklich besessen durch die Welt getrieben wird. Londres ist ein Reporter und nichts als das: keine langatmigen Untersuchungen, keine exakten Dokumente, sondern: Wo ist etwas los? Ich will dabei sein! Ihr werdet lesen.“

Diese Buch ist eine Entdeckung und eine Lektüreempfehlung des Magazins für Theolopgie und Ästhetik!

Klappentext:
La Chine en folie, 1925: China-Reise. Londres, mittlerweile ein großer Reporter, reist quer durch den chinesischen Bürgerkrieg: Zerrüttung und Grauen, große und kleine Räuber, Tschangtsolin und Kulis und vor allem Shanghai, die Kapitale des internationalen Jobbertums: »Es gibt Städte, wo man Kanonen macht oder Stoffe oder Schinken. In Shanghai macht man Geld.« Er schreibt heitere, unabhängige und autoritätenverachtende Reportagen, er schildert die Kapriolen der Korruption und ist dabei stets sozialkritisch und investigativ.

»Der ewige Jude am Ziel«: 1929 reist Frankreichs mittlerweile bekanntester Reporter über London und Prag in die Karpaten und weiter via Czernowitz, Lemberg und Warschau nach Palästina, um seinen Landsleuten die Lage der Juden zu schildern. Das Buch ist ein Überblick über die soziale Position des Judentums, gesehen mit den Augen eines genialen Journalisten. Es zeigt einen Ausschnitt der sozialen und moralischen Judennot in einer Fülle erlebter und gesehener Tatsachen und die Möglichkeit einer Lösung durch die Besiedlung Palästinas. Es ist die letzte Momentaufnahme der osteuropäischen Juden vor dem Massenmord.

Pêcheurs de Perls, 1931: Reise durch Djibouti, Dschidda (Saudi-Arabien), das Rote Meer, Zeila, Aden, Dubai und Bahrain und das Horn von Afrika: Die Zusammenstellung von Reportagen stellen ein ungemein wichtiges journalistisches und historisches Zeitdokument dar und sind in Londres typisch ungeschminkten, schonungslosen, doch menschenliebenden Ton geschrieben sind und werden hier erstmals in Deutsche übersetzt.

Samstag, 14. Dezember 2013

Kunst, Kirche, Kontroversen


Meyer zu Schlochtern, Josef (Hg.) (2013): Kunst, Kirche, Kontroversen. Der Streit um die kirchlichen Begleitausstellungen zur documenta: Schöningh Paderborn.

Eine Skulptur des Künstlers Stephan Balkenhol im Turm der St. Elisabeth-Kirche in Kassel empfand die Leitung der zeitgleich stattfindenden dOCUMENTA (13) als Provokation: das Werk greife massiv in den Rezeptionsraum der eigenen Ausstellung ein. Der Vorwurf löste eine kontroverse Diskussion über die kirchlichen Begleitausstellungen zur documenta aus. Der vorliegende Band beschreibt die umstrittenen kirchlichen Kunstprojekte, die während der verschiedenen documenta-Ausstellungen durchgeführt wurden; er enthält Beiträge von Kunstwissenschaftlern und Theologen zur Kunst von Stephan Balkenhol sowie zur Autonomie der Kunst und ihrem Verhältnis zur Kirche. In einem ausführlichen Gespräch äußert sich Stephan Balkenhol selbst zu seiner Ausstellung in der St. Elisabeth-Kirche und zu der von ihr ausgelösten Kontroverse.

Mit Beiträgen von Josef Meyer zu Schlochtern, Burghard Preusler, Alois Zimmer, Christoph Baumanns, Andreas Mertin, P. Elmar Salmann OSB, Stephan Balkenhol, Dirk Schwarze, Michael Hübl und Friedrich Meschede

Making Sense as a Cultural Practice.


Rogge, Jörg (Hg.) (2013): Making Sense as a Cultural Practice. Historical Perspectives. 1., Aufl. Bielefeld: transcript (Mainzer Historische Kulturwissenschaften, 18).

In the cultural and social formations of the past, practices exist for the generation and integration of moments having and giving sense with the objective of strengthening the cultural and social cohesion. Such practices and processes have a constructive character, even if this is not always the intention of the actors themselves. As the production of sense is one of the central fields of action of cultural and political practice, the articles examine with an interdisciplinary perspective how, in different contexts, the construction of sense was organized and implemented as a cultural practice.

Freitag, 6. Dezember 2013

Dein Plan für das Paradies


Dein Plan für das Paradies: Madeleine Dietz - Sakrale Räume

Die Künstlerin "Madeleine Dietz ist eine Archäologin der menschlichen Seele. Sie macht sich auf die Suche nach den grundlegenden Fragen des Seins. Erde und Stahl sind ihre bevorzugten künstlerischen Materialien.

Erde ist der Boden, auf dem etwas wächst, der Boden, auf dem etwas leben kann, fruchtbarer Boden. Der Mensch bearbeitet die Erde, pflegt sie, lässt sie auch verderben oder beutet sie aus. Für Madeleine Dietz ist die Erde das Symbol von Werden und Vergehen, vom Kreislauf des Lebens, verbunden mit dem Nebeneinander von Leere und Fülle, das menschliche Leben, das in seinem Schicksal oft unberechenbar ist, der unabänderliche irdische Tod, verbunden mit der Hoffnung auf Erlösung, aber auch der Frage nach dem, was bleibt.

In seiner Glätte und Kühle ist der Walzstahl das Gegenstück zum Erdigen. Madeleine Dietz verwendet ihn zum Bauen von Hohlkörpern, die sie meist als Tresore oder Schreine bezeichnet. Er bildet den Rahmen, grenzt ab, schließt aus, deckt ab, bewahrt."

Dienstag, 3. September 2013

Metaphysische Miniaturen


Große, Jürgen (2013): Der gekränkte Mensch. Metaphysische Miniaturen. Zweiter Band. Leipzig: Leipziger Literaturverlag.

Niemals zuvor haben Menschen ein heftigeres Bewußtsein von ihren Rechten und Ansprüchen besessen als heute, niemals zuvor fühlten sie sich darin aber auch stärker verletzbar. "Selbstbestimmung" und "Selbstverwirklichung" waren zentrale bürgerliche Parolen, die den Menschen gegen äußere Verletzung immun machen sollten. Doch diese Immunität hat ihren Preis: Bedeutet sie für den zum Rechts- und Anspruchssubjekt gewordenen Menschen nicht auch eine Selbstverdinglichung, ja Selbstverwertung? Kränkt sich der Mensch der autonomen Vernunft und Moralität vielleicht sogar selbst, damit nichts anderes mehr ihn kränken kann?

Mittwoch, 28. August 2013

Ethik


Huber, Wolfgang (2013): Ethik. Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod. München: Beck.

Der Theologe Wolfgang Huber behandelt zwanzig ethische Grundfragen, mit denen wir in einer pluralistischen, durch Technik, Migration und Globalisierung bestimmten Welt konfrontiert sind: von der Zeugung und Geburt eines Menschen über Partnerschaft und Familie, Medien und Arbeit bis hin zum Altern und zum Tod. Ein Vademecum der Ethik, das uns die Fragen unseres Lebens bewusst macht.

Neue medizinische Möglichkeiten haben die Entscheidung über Geburt und Tod wie nie zuvor in die Hände des Menschen gelegt und ganz neue Fragen aufgeworfen: Welcher Embryo darf überleben? Wie lange darf ein Leben über das Erträgliche hinaus verlängert werden? Weltweite Konflikte führen zu der Forderung, in Verantwortung für den Frieden Waffengewalt einzusetzen. Mit Klimawandel und Staatsverschuldung verbinden sich neue ökologische, soziale und politische Probleme. Wolfgang Huber erklärt, warum die neuen Herausforderungen uns alle angehen, und formuliert Maßstäbe des Menschlichen für ihre Lösung.

Wolfgang Huber, geb. 1942, Professor für Theologie in Berlin und Heidelberg, ist Fellow des Stellenbosch Institute for Advanced Study in Südafrika, Mitglied des Deutschen Ethikrats und war 1994 – 2009 Bischof in Berlin sowie 2003 – 2009 Vorsitzender des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland. Er wurde vielfach ausgezeichnet und geehrt, u. a. mit dem Max-Friedländer- Preis, dem Karl-Barth-Preis und dem Reuchlin-Preis. 

Die Bibel


Lang, Bernhard (2013): Die Bibel. Die 101 wichtigsten Fragen. München: Beck (Beck'sche Reihe, 7039).

Die Bibel gibt viele Rätsel auf: Wie und wann ist sie entstanden? Warum enthält sie so viele Widersprüche? Wer hat bestimmt, was in der Bibel steht? Welche biblischen Geschichten sollte man kennen? Müssen Christen alles glauben, was da geschrieben steht? War Maria Magdalena Jesu Geliebte?
Diese und andere Fragen beantwortet Bernhard Lang knapp, verständlich und auf dem neusten Forschungsstand. Seine kurzweiligen Antworten halten nicht nur für Anfänger manche überraschende Erkenntnis bereit.

Bernhard Lang, Professor em. für Altes Testament und Religionswissenschaft in Berlin, lehrte in Tübingen, Mainz, Paderborn, Paris und St. Andrews (Schottland). 

Hiob


Schüßler, Werner; Röbel, Marc (Hg.) (2013): HIOB, transdisziplinär. Seine Bedeutung in Theologie und Philosophie, Kunst und Literatur, Lebenspraxis und Spiritualität. Münster: LIT (Herausforderung Theodizee. Transdisziplinäre Studien, Bd. 3).

Die Gestalt des biblischen Hiob hat von alters her zu den verschiedensten Deutungen und Interpretationen Anlass gegeben. Der vorliegende Band geht den unterschiedlichen Facetten dieser Deutungen in Theologie und Philosophie, Kunst und Musik, Film und Literatur, Psychologie, Lebenspraxis und Spiritualität nach. Auf diese Weise möchte er einen Beitrag leisten zur umfassenden Rezeptionsgeschichte der biblischen Hiob-Gestalt, die weit über die Grenzen der Theologie hinausreicht.

Prof. Dr. Dr. Werner Schüßler ist Ordinarius für Philosophie an der Theologischen Fakultät Trier.

Dr. Marc Röbel ist Geistlicher Direktor der Katholischen Akademie Stapelfeld.

Mittwoch, 31. Juli 2013

Volksfeinde


Karti Marton: Volksfeinde: Der Weg meiner Familie nach Amerika (Die Andere Bibliothek)

„Sie öffnen die Büchse der Pandora“, wurde Kati Marton gewarnt, als sie Einsicht in die geheimpolizeilichen Akten über ihre Familie in Budapest beantragte. Die Eltern entstammten der Welt des untergegangenen jüdisch-ungarischen Großbürgertums. Sie verschwiegen Ihre Herkunft. Und sie berichteten als letzte unabhängige Journalisten aus Budapest für die Amerikaner. Das machte diese „Volksfeinde“ zu Zeiten des Kalten Krieges wertvoll für beide Seiten. Die Geschichte der Martons, sowohl während der Nazizeit als auch unter den Kommunisten, barg viele Rätsel. Der große braune Archivumschlag, den die Eltern nie öffneten, enthüllte Kati Marton viele Wahrheiten: geheime Liebesaffären, Verrat, Folter – und neben erstaunlichem Mut, tiefe familiäre Liebe. Sie macht sich auf die Suche nach ihren Eltern. Kati Marton erinnert ungarische Historie und ein dramatisch erlebtes Familientrauma, indem sie sowohl die Geheimakten über ihren Vater, die Mutter und beider Töchter als auch Dutzende von Interviews zugrunde legt. Sie bezeugen, in welchem Maße die Martons von Freunden, Kollegen und sogar dem französischen Kindermädchen überwacht wurden. Kati Marton berichtet von der Sowjetisierung Ungarns, demokratischen Hoffnungen und der tragischen Revolution von 1956, von der Verhaftung ihrer Mutter und ihres Vaters, den Schauprozessen, der Verurteilung und Ausreise sowie vom triumphalen Neuanfang in den Vereinigten Staaten. Aber sie enthüllt auch: in dem geheimen Kalten Krieg zwischen Washington und Moskau waren Kati Marton und ihre Familie nur Schachfiguren in einem größeren Spiel. 
Buchkünstler: Erik Spiekermann

P.S.: Von der gleichen Autorin stammt auch: Karti Marton: Die Flucht der Genies: Neun ungarische Juden verändern die Welt, 2010

Sonntag, 21. Juli 2013

Filme im Religionsunterricht


Das neueste Heft der Zeitschrift entwurf beschäftigt sich mit dem Thema "Filme im Religionsunterricht".

Nähere Informationen finden sich hier.

Dienstag, 18. Juni 2013

Musik in Religion - Religion in Musik


M. Keuchen/H. Kuhlmann/M. Leutzsch (Hrsg.), Musik in Religion - Religion in Musik (Popkult), Jena 2013.

Der vorliegende Band geht vielfältigen Verbindungslinien zwischen diesen beiden Feldern menschlichen Handelns, Erlebens und Reflektierens nach. In den Blick geraten Musicals und Musikvideos ebenso wie Gottesdienst in Kirche und Synagoge, Orchesterwerke und Gesangbücher, Popmusik und Posaunen, religions- und missionspädagogische Arbeitsfelder ebenso wie die Massenmedien. Es geht um das Verhältnis von musikalischer Religion und religiöser Musik, um theologische Hermeneutik von Musik und musikalische Thematisierung von Religion. Die Menschen, die Musik machen und erleben, sind ebenso Thema wie die Engel, Popstars ebenso wie der singende Christus. Gefragt wird nach dem Verhältnis von Religion, Musik und Geschlecht, nach religiös grundierter Zukunftserwartung und Gegenwartsgestaltung im Musikmachen und -hören, analysiert werden Transformationsprozesse, auch Vergessenes wird wieder in Erinnerung gebracht.

42 beteiligte Autorinnen und Autoren auf 480 Seiten!

Freitag, 31. Mai 2013

Revolutionsetüden


Hans-Jürgen Schings, Revolutionsetüden. Schiller. Goethe. Kleist, Würzburg 2012 

Die hier vorgelegten Revolutionsetüden rücken so dicht wie möglich an die französische Revolution heran, namentlich an die großen journées der Jahre 1792/93, und zeigen, wie die bedeutendsten deutschen Autoren vom Weltereignis der Revolution gezwungen werden, ihre Position zu bestimmen. Sie beobachten Schiller als Leser des Moniteur, der den Prozeß gegen Ludwig XVI. in allen Details wiedergibt, namentlich die großen Reden von Montagne und Gironde. Sie entdecken in Goethes Natürlicher Tochter eine erschütternde Verarbeitung der Septembermorde, die Goethe als Teilnehmer an der Campagne der Koalitionstruppen im Feldlager zur Kenntnis nehmen muß. Kleists umstrittene Hermannsschlacht erweist sich schließlich als Sammelbecken revolutionärer Reminiszenzen, die auch sonst in seinem Werk lauern und dessen Atrozitäten untermauern.

Eine ausführliche Rezension findet sich im Magazin für Theologie und Ästhetik

Dublinesk


Vila-Matas, Enrique (2013): Dublinesk. Roman. Berlin: AB - Die Andere Bibliothek (Die Andere Bibliothek, 341).

Die Verleger, die noch lesen und sich immer schon zur Literatur hingezogen fühlten, sterben allmählich und kaum wahrnehmbar aus. Mit Samuel Riba, genannt: Riba , geht eine Ära dem Ende entgegen. Sein Leben war die Literatur, seine Biographie bestand aus Büchern. Dieser obsessive, in die Jahre und vom Alkohol gerade weggekommene Mann in Barcelona ist melancholisches Opfer der eigenen Literaturverrücktheit: Er träumt von Dublin, dort will er den Feiertag „Bloomsday“ begehen, den 16. Juni, den Tag, der mit James Joyce in die Weltliteratur eingegangen ist. Sein Roman „Ulysses“ ist zum dublinesken Roman schlechthin geworden. Für Riba, den sympathischen Verwandten von Leopold Bloom, ist „Ulysses“ der leuchtende Stern in der Gutenberg – Galaxie. Ein tragikkomischer Verleger phantasiert sein Ende, die Bestattung von Buch und Literatur im digitalen Zeitalter – und findet, angekommen in Dublin, eine Lebenszukunft. Dublinesk ist ein wundersames Romankaleidoskop, eine inspirierende Reise durch die Literatur mit der Verbeugung des brillant-witzigen Sprachspielers Vila-Matas vor den Autoren, die er verehrt. Dublinesk birgt einen Schatz an literarischen Anspielungen – und ist natürlich auch eine große Hommage an James Joyce, Dublin. Buchkünstler: Jörg Hülsmann

Eine ausführliche Rezension findet sich im Magazin für Theologie und Ästhetik

Bilder predigen


Ulrichs, Hans-Georg (Hg.) (2013): Bilder predigen. Gottesdienste mit Kunstwerken. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (Dienst am Wort, Band 152).

Bilder haben das Potenzial, anregend zu sein. Darum sind sie eine Bereicherung auch für Gottesdienst und Predigt. Leicht ist der homiletische Umgang mit ihnen jedoch nicht. Da bedarf es der Anleitung. Oder besser: vieler verschiedener Beispiele. In dem von Hans Georg Ulrichs herausgegebenen Band sind es 13 Bilder und 13 Predigten, die so bereits gehalten worden sind. Predigten zu kirchenjahreszeitlichen Festen stehen neben Predigten in Kasualgottesdiensten. Kunstwerke vom späten Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts werden interpretiert. Manche Prediger beschauen die Bilder lang und vertiefend, andere wiederum nehmen nur kurz, dann aber nicht selten final darauf Bezug. Manche bevorzugen einen illustrierenden Gebrauch, andere wiederum konfrontieren Herkömmliches mit dem Bild. Manche deuten die Bibel, andere erhellen die menschliche Existenz und führen dann zum Glauben. Diese Predigten in ihrer Buntheit machen Mut, Kunst als homiletische Chance und Herausforderung anzunehmen.

Eine ausführliche Rezension findet sich im Magazin für Theologie und Ästhetik.

Freitag, 1. März 2013

Gefeiertes Geheimnis


Schütze, Stefan (2013): Gefeiertes Geheimnis. Spiritualität, Ritual und Gottesdienst in einer nachtheistischen Religiosität: GRIN VERLAG.

Ansätze für eine "nachtheistische" Rekonstruktion christlicher Gottesrede (und anderer "Loci" der christlichen Dogmatik) gibt es inzwischen einige, in Deutschland und v.a. in der internationalen, meist englischsprachigen theologischen Literatur. Die für ihn wichtigsten davon hat der Autor in seinen beiden zuvor veröffentlichten Büchern "'Gott', ,Welt' und ,Mensch' im 21. Jahrhundert" und "Was von uns bleibt" ausgewertet und diskutiert. Was aber bisher weitgehend fehlt, sind Überlegungen und Vorschläge zu einer entsprechenden "nachtheistischen" Gottesdienstgestaltung. In diese Lücke zielt nun das vorliegende dritte Buch des Autors. Gegen die Patriarchalismen und "Dominologien" der bestehenden dualistischen und supranaturalistischen liturgischen Sprach- und Denkformen fragt er nach den Möglichkeiten eines "dritten Weges" gottesdienstlicher Sprache und Vollzüge jenseits von "absoluten" Behauptungen und "dissoluten" Bestreitungen, der das Bemühen um eine "gerechte" bzw. "inklusive" Sprache mit der Suche nach einer für ihn auch nachtheistisch "sag- und tragfähigen" Gestalt der gottesdienstlichen Praxis verbindet. Dafür wertet er bereits bestehende liturgische Ansätze aus, vom "Politischen Nachtgebet" über das Projekt "Gottesdienst in ,gerechter Sprache'", die Gottesdienst- und Gebetspraxis der "Unitarischen Universalisten", die Impulse feministischer Mystik bis zu weiteren zeitgenössischen Formen des meditativen und kontemplativen Betens in Christentum und Buddhismus, und entwirft mit ihrer Hilfe einen heuristischen Vorschlag für eine neue Liturgie, die "nach Gott" den Menschen hilft, dennoch "vor Gott" zu leben, zu glauben, zu lieben und zu hoffen, d.h., offen zu werden und zu bleiben für jene Dimension von Transzendenz und Alterität in der Tiefe der Wirklichkeit, auf die die Transzendentalphilosphie Immanuel Kants, die Dekonstruktion Jacques Derridas, und die theologischen Entwürfe von Gordon Kaufman, Richard Kearney, Catherine Keller und anderen in unterschiedlicher Weise verweisen.

Mittwoch, 20. Februar 2013

Malen mit Glas und Licht


Aus dem Inhalt:
  • Wilhelm Peters: Sein Selbstverständnis als Leiter einer Glaswerkstätte
  • Horst Schwebel: Mit Licht und Farbe malen und gestalten
  • Bazon Brock: Licht ist der Schatten Gottes
  • Holger Brülls: Grenzen und Chancen der Glasmalerei in der Gegenwart
  • Walter Zahner: Architektur ist Baukunst aus Raum und Licht
  • Horst Schwebel : SolarGlasKunst auf dem Prüfstand
  • sowie weiteren Beiträgen von und mit Thomas Kuzio, Jochem Poensgen, Raphael Seitz, Holger Brülls und Egon Vaupel  
Schwebel, Horst (Hg.) (2012): Ein Ausblick. Malen mit Glas und Licht.
Paderborn (Glasmalerei für das 21. Jahrhundert, 2).

Dienstag, 12. Februar 2013

Bilderverbot und Religionsunterricht




„Judentum, Christentum und Islam kennen ein sog. Bilderverbot. Dennoch sind die von ihnen geprägten Kulturräume keineswegs bilderlos. Vielmehr haben sie je eigene künstlerisch-ästhetische Traditionen ausgeprägt, etwa in den Bereichen Kalligrafie, Architektur, bildende Künste. Welche Rolle spielen Bilder im Religionsunterricht von Judentum, Christentum und Islam? Wie können Juden, Christen und Muslime angesichts von Medialisierung und „iconic turn“ so mit Bildern umgehen, dass ihr Religionsunterricht weder realitätsfern noch traditionsvergessen ist? Zur Beantwortung dieser Fragen werden grundlegende theologische sowie kunstgeschichtliche Einsichten aus den drei Religionen, zudem bilddidaktische Zugänge aus Kunstdidaktik und einschlägigen Religionsdidaktiken vorgestellt.“

Dienstag, 15. Januar 2013

Kirchbautag Rostock 2011


Der 27. Evangelische Kirchbautag in Rostock hatte die Dorfkirchen in Mecklenburg zum Thema. Ein großer konfliktreicher Strukturwandel kündigt sich in Europas Regionen an. Welche Rolle spielen Dorfkirchen bei diesem Strukturwandel? Dorfkirchen sind ein starkes Motiv für bürgerschaftliches Engagement. Die Erhaltung der Dorfkirchen schafft Freiräume und Hoffnungsräume, die für das Überleben einer Region wichtig sind. Dazu muss die Kirche die Herzen der Menschen gewinnen. Wenn ihr das wie in Mecklenburg gelingt, braucht sie sich um die Erhaltung der Kirchen keine Sorgen zu machen.

Thomas Erne (Hg.): Kirchbautag Rostock 2011: Kirchenraum - Freiraum - Hoffnungsraum, Marburg 2012

Dienstag, 8. Januar 2013

Zeitgenössische Kunst zur Bibel


Anlässlich der Lutherdekade zum 500. Jahrestag der Reformation, in der die bildende Kunst von Lucas Cranach und seine Bilder zur Bibel eine ganz besondere Rolle spielen, hat Johannes Beer Künstlerinnen und Künstler aufgefordert, ein Werk zur Bibel einzureichen. Dabei geht es weniger umklassische Illustrationen als um die Begegnung autonomer Arbeiten mit Inhalten der Bibel, sodass ein Dialog auf Augenhöhe entsteht.
Das Spektrum reicht von Öl- oder Acrylgemälden über Zeichnungen und verschiedenste Grafiken bis hin zu fotografischen Arbeiten und Skulpturen: Ein Spiegel zeitgenössischer Kunst entsteht.

Johannes Beer: Zeitgenössische Kunst zur Bibel, Bielefeld 2012

Mittwoch, 2. Januar 2013

Ein Gesellschaftsroman


Vladimir Jabotinsky: Die Fünf, (Die Andere Bibliothek 336), Berlin 2012

"Ein Gesellschaftsroman über den Untergang des bürgerlich-jüdischen Odessa zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Eine Wiederentdeckung – Die »Buddenbrooks« am Schwarzen Meer 

Im Jahr 1935 unternimmt Vladimir Jabotinsky, streitbarer Mitbegründer der zionistischen Bewegung und brillanter Feuilletonist, eine imaginär-romanhafte Reise in das alte Odessa, in dem er 1880 geboren wurde, seine Kindheit und jungen Jahre verbrachte. 

Die Fünf: eine elegische Erinnerung an eine vergehende Welt, verkörpert in den fünf Geschwistern der Familie Milgrom, die in den politisch-kulturellen Wirren ihrer Zeit, zwischen revolutionärer Gewalt und Assimilation, heranwachsen. Das damalige Odessa ist noch eine kosmopolitisch tolerante Stadt am Schwarzen Meer, ein Vielvölkergemisch, in dem das Ukrainische und das Russische, das Jüdische und das Deutsche, das Armenische und das Griechische nebeneinander existieren. Durchdrungen vom Parfüm dieser sinnlichen, vitalen und polyglotten Prosa, begegnet uns in Vladimir Jabotinskys Roman vom Verfall einer Familie ein intimes Odessa mit seinen Plätzen, Straßen und Cafés – ein theatralisches, tragisches Menschenschauspiel. Es sind die letzten Tage von Odessa." [Klappentext]

Der Roman fängt ganz interessant an und entfaltet in unterschiedlicher Intensität das Schicksal von fünf Personen, die sich differenter kaum entwickeln könnten. Der Roman liest sich über weite Strecken durchaus spannend und interessant (vor allem wenn man die Querverweise jeweils nachschlägt), hat aber auch Längen und manche sprachliche Wiederholung (etwa wenn der Autor immer wieder betont, er erinnere sich nicht genau und könne die Ereignisse deshalb nicht exakt wiedergeben). Dennoch eine interessante Schilderung des Lebens in Odessa in den Wirren am Anfang des 20. Jahrhunderts.