Freitag, 31. Mai 2013

Revolutionsetüden


Hans-Jürgen Schings, Revolutionsetüden. Schiller. Goethe. Kleist, Würzburg 2012 

Die hier vorgelegten Revolutionsetüden rücken so dicht wie möglich an die französische Revolution heran, namentlich an die großen journées der Jahre 1792/93, und zeigen, wie die bedeutendsten deutschen Autoren vom Weltereignis der Revolution gezwungen werden, ihre Position zu bestimmen. Sie beobachten Schiller als Leser des Moniteur, der den Prozeß gegen Ludwig XVI. in allen Details wiedergibt, namentlich die großen Reden von Montagne und Gironde. Sie entdecken in Goethes Natürlicher Tochter eine erschütternde Verarbeitung der Septembermorde, die Goethe als Teilnehmer an der Campagne der Koalitionstruppen im Feldlager zur Kenntnis nehmen muß. Kleists umstrittene Hermannsschlacht erweist sich schließlich als Sammelbecken revolutionärer Reminiszenzen, die auch sonst in seinem Werk lauern und dessen Atrozitäten untermauern.

Eine ausführliche Rezension findet sich im Magazin für Theologie und Ästhetik

Dublinesk


Vila-Matas, Enrique (2013): Dublinesk. Roman. Berlin: AB - Die Andere Bibliothek (Die Andere Bibliothek, 341).

Die Verleger, die noch lesen und sich immer schon zur Literatur hingezogen fühlten, sterben allmählich und kaum wahrnehmbar aus. Mit Samuel Riba, genannt: Riba , geht eine Ära dem Ende entgegen. Sein Leben war die Literatur, seine Biographie bestand aus Büchern. Dieser obsessive, in die Jahre und vom Alkohol gerade weggekommene Mann in Barcelona ist melancholisches Opfer der eigenen Literaturverrücktheit: Er träumt von Dublin, dort will er den Feiertag „Bloomsday“ begehen, den 16. Juni, den Tag, der mit James Joyce in die Weltliteratur eingegangen ist. Sein Roman „Ulysses“ ist zum dublinesken Roman schlechthin geworden. Für Riba, den sympathischen Verwandten von Leopold Bloom, ist „Ulysses“ der leuchtende Stern in der Gutenberg – Galaxie. Ein tragikkomischer Verleger phantasiert sein Ende, die Bestattung von Buch und Literatur im digitalen Zeitalter – und findet, angekommen in Dublin, eine Lebenszukunft. Dublinesk ist ein wundersames Romankaleidoskop, eine inspirierende Reise durch die Literatur mit der Verbeugung des brillant-witzigen Sprachspielers Vila-Matas vor den Autoren, die er verehrt. Dublinesk birgt einen Schatz an literarischen Anspielungen – und ist natürlich auch eine große Hommage an James Joyce, Dublin. Buchkünstler: Jörg Hülsmann

Eine ausführliche Rezension findet sich im Magazin für Theologie und Ästhetik

Bilder predigen


Ulrichs, Hans-Georg (Hg.) (2013): Bilder predigen. Gottesdienste mit Kunstwerken. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (Dienst am Wort, Band 152).

Bilder haben das Potenzial, anregend zu sein. Darum sind sie eine Bereicherung auch für Gottesdienst und Predigt. Leicht ist der homiletische Umgang mit ihnen jedoch nicht. Da bedarf es der Anleitung. Oder besser: vieler verschiedener Beispiele. In dem von Hans Georg Ulrichs herausgegebenen Band sind es 13 Bilder und 13 Predigten, die so bereits gehalten worden sind. Predigten zu kirchenjahreszeitlichen Festen stehen neben Predigten in Kasualgottesdiensten. Kunstwerke vom späten Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts werden interpretiert. Manche Prediger beschauen die Bilder lang und vertiefend, andere wiederum nehmen nur kurz, dann aber nicht selten final darauf Bezug. Manche bevorzugen einen illustrierenden Gebrauch, andere wiederum konfrontieren Herkömmliches mit dem Bild. Manche deuten die Bibel, andere erhellen die menschliche Existenz und führen dann zum Glauben. Diese Predigten in ihrer Buntheit machen Mut, Kunst als homiletische Chance und Herausforderung anzunehmen.

Eine ausführliche Rezension findet sich im Magazin für Theologie und Ästhetik.