Montag, 31. März 2008

Handbuch Theologie und Populärer Film


"Gott selbst könnte dieses Schiff nicht versenken", heißt es in "Titanic", dem erfolgreichsten Film aller Zeiten - eine Anspielung auf die Geschichte vom Turmbau zu Babel im Alten Testament. In "Matrix""soll der Held Neo (Buchcover), ein Anagramm für One, der Auserwählte, die Welt von der Unterdrückung durch die feindliche Welt der Computer befreien: ein Messias mit Maschinengewehr. In "Die Truman Show" hadert ein wahrer Mensch (true man) mit dem Schöpfer der TV-Sendung und wählt statt des Paradieses die Freiheit. In vielen populären Hollywoodfilmen kommen in offener oder auch in versteckter Form immer wieder religiöse Motive vor. Indem Spielfilme existenzielle Probleme aufwerfen, Schuld und Sühne, die Schrecken des irdischen Lebens und die Sehnsucht nach Erlösung thematisieren, rücken unweigerlich anthropologische und religiöse Fragen in den Mittelpunkt populärer Medienkultur, die jeden angehen. Die Autoren des vorliegenden Bandes - Theologinnen und Theologen - analysieren die seit Ende der Siebziger Jahre zum Kulturgut gewordenen Kassenschlager darum auf ihre christlichen Gehalte hin und erklären, warum diese Filme mit ihren biblischen Symbolen und Inhalten beim Publikum so beliebt sind. In zwanzig Beiträgen sowie einem grundlegenden Einleitungsaufsatz zur Dramaturgie des populären Films decken die Autoren Verbindungen auf, gehen den Spuren des Religiösen im Mainstream-Kino nach und präsentieren originelle und erhellende Zugänge anhand folgender Gliederungspunkte: Genres (Liebe, Science-Fiction, Horror, Krieg, Fantasy), religiöse Figuren (Erlöser, Engel, Märtyrer, Teufel, Priester), Regisseure (Spielberg, Fincher, Woo, Weir, den Wachowskis) und Themen (Künstliche Intelligenz, Tod, Körper, Aufklärungsprozesse, Selbstentfremdung). Der umfangreiche Serviceteil enthält u.a. Literaturhinweise, eine Filmografie und kommentierte Internetadressen. Im geplanten zweiten Band (ca. Herbst 2008) wird an dieser Gliederung festgehalten, wobei weitere Genres (z.B. Western), Figuren (z.B. Nonnen), Regisseure (z.B. Kubrick) und Themen (z.B. Familie) besprochen werden. Wer die Allgegenwart von Religiosität in der populären Kinokultur bereits erahnte, wird hier Bestätigung finden. Wer bislang daran zweifelte, wird nach der Lektüre dieses Handbuches umkehren müssen.

Dienstag, 18. März 2008

Die Kinder von Wien


Ein Fetzenteppich des Lebens und Überlebens.

Ob Berlin oder Wien: Die strahlenden Städte, in denen wir's uns gemütlich machen, sind in Wahrheit Gespensterstädte, unter dem Asphalt die Trümmer, in denen die Archäologen zu graben beginnen, Totenstädte ...

Robert Neumann, der berühmte Parodist und verkannte Romancier, entführt uns in einen Wiener Keller im Nachkriegsjahr 1946, in dem ein eigenwilliges Gemisch von Geräuschen und jiddischen, russischen, deutschen und amerikanischen Sprachfetzen zu hören ist, so authentisch, dass auch das Schaben, Kratzen und Huschen der Ratten auf den nackten Kellerböden von dem ganz unjungen Jargon einer Bande Halbwüchsiger nicht übertönt wird. Jid, Goy und Ewa heißen drei der sechs Kinder, die sich stehlend, hurend und hehlend eingerichtet haben im Nachkriegschaos, die vom Glück ihrer anarchistischen Freiheit ebenso wenig daher machen wie vom allgegenwärtigen Mangel - weil sie's nicht anders kennen.

Ihre Perspektive ist der Blick nach oben, durch die Schächte zum Licht, und was sie sehen, sind nackte Füße, Sandalen, kaputte Stiefel und den Exnazi in alliierten Diensten, der sie aus ihrem Ruinenkeller zu vertreiben, den schwarzen Armee-Pastor, der sie zu retten versucht ... Die Kinder von Wien ist der kleine-große Roman des Nachkriegs, der dichter als jedes andere Buch von der zweiten Realität erzählt, deren Schatten uns begleiten (ob wir's wissen oder nicht).

Die Kinder von Wien, Frankfurt 2008

Dienstag, 11. März 2008

Belphégor


Eine Kindheitserinnerung ist gerade neu auf DVD erschienen. Für jeden meiner Generation war dieses Fernsehereignis der späten 60er-Jahre ein unbedingtes Muss, das einem Schauer über den Rücken jagte.

Belphegor oder das Geheimnis des Louvre ist eine spannende und sehr erfolgreiche, französische Fernsehserie aus dem Jahre 1965.

Unter der Regie von Claude Barma spielten in den Hauptrollen Yves Rénier, René Dary, Juliette Gréco, Christine Delaroche und Sylvie.

Da in der Zwischenzeit die Serie kaum wieder gesendet wurde, kann man nun überprüfen, was noch in Erinnerung geblieben ist und welche Spannung die Serie heute vermittelt.

Belphégor oder das Geheimnis des Louvre (TV-Miniserie - 3 DVDs)