Cendrars, Blaise; Radermacher, Ludwig; Zweifel, Stefan (2014): Moravagine. Monsterroman. Orig.-Ausg. Berlin: AB - Die Andere Bibliothek (Die Andere Bibliothek, 352).
Moravagine ist ein faszinierend beunruhigendes Werk und
führt ins Zentrum der künstlerischen Moderne des 20. Jahrhunderts. Aber
Moravagine ist auch immer noch, 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, ein
eher verborgenes Buch. Dieser Krieg ist noch nicht vorbei, als 1917
Cendrars in einem Brief an Jean Cocteau seinen Plan annonciert: »Ich
sage Dir, ein Monster...« Und was zeitgemäß »Das Ende der Welt« heißen
sollte, erscheint endlich 1926 als Moravagine: Es ist der Name eines
Amokläufers, eines Triebwesens, in dessen Name sich der Tod (la mort)
und das Gebärende (le vagin) zwittrig vereinen. Moravagine, mehr
Phänomen denn Person, ist ein Nomade seiner Wunschtriebe, eine Figur des
Bösen, die die Ausschweifungen des Wahnsinns lebt, ein an der
Sinnlosigkeit Verzweifelnder. Moravagine, so heißt der ungarische
Adlige, der mit Unterstützung eines Arztes, des Erzählers Raymond, das
Sanatorium Waldensee verlässt und mit ihm auf eine zehnjährige Reise
geht: über Berlin in den russischen Revolutionsterrorismus, mit dem
Schiff nach New York und weiter auf Goldsuche bis zu den Indianern ,
eine Flucht zum südamerikanischen Orinoko und zurück nach Paris, zu
einem Flug um die Welt und in den Morphinismus.