Freitag, 27. April 2012

Das wunderbarliche Vogelnest


Davon können wir Leser nur träumen – oder eben lesen: Das wunderbarliche Vogelnest macht seinen Besitzer unsichtbar und eröffnet ihm Gelegenheiten zu allem Möglichen, was sonst unmöglich wäre. In einer Fülle komischer Szenen, amouröser Episoden und drastischer Streiche lässt Grimmelshausen zuerst einen einfachen Soldaten und dann einen machtbesessenen, reichen Kaufmann erzählen, wie es ihnen mit dem Vogelnest ergangen ist, und zeichnet dabei ein Panorama der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. Täuschung und Selbsttäuschung sind allgegenwärtig, denn nicht nur der Krieg – auch der Frieden bringt, auf seine Weise, eine »verkehrte Welt« hervor. Grimmelshausen interessiert sich aber nicht nur dafür, was seine Figuren aus ihrer Unsichtbarkeit machen. Er geht auch der umgekehrten Frage nach: Was macht die Unsichtbarkeit aus ihnen? Der Kaufmann gerät ihm hierüber zur schwärzesten Figur, die er je geschaffen hat. Inmitten von Komik und Phantastik tun sich Abgründe auf ...
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen wurde 1621 oder 1622 im hessischen Gelnhausen geboren. Den Dreißigjährigen Krieg hat er von 1634 bis zum Friedensschluss 1648 aus nächster Nähe erlebt. Später wurde er Burg- und Gutsverwalter, zeitweise auch Gastwirt am Oberrhein und starb dort im August 1676 als Schultheiß von Renchen. 1672 und 1675 erschienen die beiden Bücher vom Wunderbarlichen Vogelnest.

Das wunderbarliche Vogelnest: Erster und zweiter Teil Abenteuer zweier Unsichtbarer Aus dem Deutschen des 17. Jahrhunderts und mit einem Nachwort von Reinhard Kaiser