"Was ich möchte? Ich will meine Frau wieder zurückhaben, die unschuldig
im Ghetto leidet!" (Edwin Geist, 1. April 1942)
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Ein ergreifendes Zeugnis
aus der Schreckenszeit der Massenmorde an den Juden. Wir werden Leser
von intimen Tagebuchblättern, die nie für fremde Augen bestimmt waren;
von Zwiegesprächen, die Edwin Geist mit der im gar nicht fernen Ghetto
internierten, aber doch unerreichbaren, geliebten Frau führt - mit Lyda.
Der als Halbjude von den Nationalsozialisten mit Berufsverbot bestrafte
Komponist Edwin Geist war 1938 von Berlin ins litauische Kaunas
gegangen, wo er sich in Lyda verliebte und sie heiratete.
Reinhard
Kaiser ist vor Jahren auf diese atemberaubenden fünf Hefte gestoßen -
und hat sie nun neu ediert und kommentiert. Sie zeugen von dem Mut und
der List, mit der Edwin Geist bei den Nazi-Behörden die Freilassung
seiner geliebten Lyda erreicht - nachdem es ihm selbst schon glücklich
gelungen war, dem Ghetto zu entkommen. Edwin Geists Alltagschronik aus
sechs Monaten erzählt von seiner Hoffnung und seiner Verzweiflung, von
seinen Kompositionen und Lektüren - beim Warten auf Lyda.
Das
"Tagebuch für Lyda" ist aber nicht nur ein Dokument der - wenn auch
leider nur kurzzeitigen - Rettung dieses wundersamen Paares. Zur
Geschichte dieses Tagebuchs gehören auch seine Odyssee - aus dem Kaunas
der Nachkriegszeit bis zu Reinhard Kaiser - und die abenteuerlichen Wege
des musikalischen Werkes eines Komponisten, der nun auch anhand von
Proben auf einer CD wiederentdeckt werden kann.
Edwin Geist, "Stündlich zähle ich die Tage! ...": Tagebuch für Lyda. März - August 1942 (Hg. von Reinhard Kaiser)