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Die abendländische Musik ist voll von Religion und Theologie. Bislang
gilt Musik aber eher als Rezipientin, weniger als Produzentin von
Theologie. Schroeter-Wittke fragt in umgekehrter Richtung, wie Musik
Theologie treibt, wobei er weit über kirchenmusikalisches Repertoire
hinaus geht. In Werkstudien werden musikwissenschaftliche und
theologische Zugänge in ungewöhnlicher Weise miteinander ins Gespräch
gebracht, z.B., wenn Johann Kuhnaus Biblische Sonaten von 1700 als
private Religionspädagogik analysiert werden. Querschnitte durch die
neuzeitliche Musikgeschichte bieten die Themenstudien z.B. zum Paradies
als Thema der Musik von Bach bis Berg. Phänomenstudien verbinden
schließlich kulturanthropologische und theologische Fragestellungen,
z.B., wenn Rhythmus als theologisches Ereignis reflektiert wird. So
entstehen kulturwissenschaftlich grundierte Beiträge zur Theologie von
Laien, die eine wenig beachtete emotionale Saite der Kirchengeschichte
zum Klingen bringen.
Harald Schroeter-Wittke, Dr. theol. habil., Jahrgang 1961, ist Professor
für Didaktik der Evangelischen Religionslehre mit Kirchengeschichte am
Institut für Evangelische Theologie der Fakultät für
Kulturwissenschaften der Universität Paderborn. Er ist Mitglied im
Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags und Mitglied der
Liturgischen Konferenz Deutschlands.
Harald Schroeter-Wittke: Musik als Theologie: Studien zur musikalischen Laientheologie in Geschichte und Gegenwart, Leipzig 2010