Die Großstädte der Gegenwart sind nicht nur Gräber der Lebendigen, sondern auch Brutstätten eines eigentümlichen Lebens, des selbst-gewollten und selbstgestalteten Lebens im Unglück. Die Neuzeit mit ihren prahlerischen Glücksversprechen hat das Unglück ins Private getrieben, nur selten erfährt man von seinem phänomenologischen Reichtum. Ein glücklicher Zufall läßt hin und wieder den Sargdeckel verrutschen. Zeugnisse elaborierten Trübsinns treten dann ans Licht, sei es auch nur dank der Vergeßlichkeit eines verzogenen Vormieters …
Jürgen Große: Phänomenologie des Unglücks. Aus dem Nachlaß eines Vormieters