Montag, 26. November 2007

Unglück

Die Großstädte der Gegenwart sind nicht nur Gräber der Lebendigen, sondern auch Brutstätten eines eigentümlichen Lebens, des selbst-gewollten und selbstgestalteten Lebens im Unglück. Die Neuzeit mit ihren prahlerischen Glücksversprechen hat das Unglück ins Private getrieben, nur selten erfährt man von seinem phänomenologischen Reichtum. Ein glücklicher Zufall läßt hin und wieder den Sargdeckel verrutschen. Zeugnisse elaborierten Trübsinns treten dann ans Licht, sei es auch nur dank der Vergeßlichkeit eines verzogenen Vormieters …

Jürgen Große: Phänomenologie des Unglücks. Aus dem Nachlaß eines Vormieters

Licht-Installationen

Mischa Kuball ( geb. 1959 in Düsseldorf) gehört zu den wenigen deutschen Künstlern, die unabhängig von den Moden des Kunstmarkts seitmehr als 20 Jahren ein eigenständiges Werk entwickelt haben, das in der vorliegenden Monografie erstmals umfassend publiziert wird. Geordnet nach thematischen Schwerpunkten wie beispielsweise den architekturbezogenen Interventionen, den Lichtinstallationen, den Videoprojektionen oder den publikumsbezogenen Performances, entwickelt sich das Kaleidoskop eines vielschichtigen Werks, in dessen Zentrum immer das Medium Licht steht. Prominente Autoren wie Peter Sloterdijk, Walter Grasskamp oder Boris Groys beschreiben und diskutieren die verschiedenen Strukturen im Werk von Mischa Kuball.

Mischa Kuball - In Progress. 1980-2007

Stille

Als neue Gestaltungsaufgabe etablieren sich "Räume der Stille" in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen, die im ersten Teil des Buches vorgestellt werden.

Kirchen und Klöster öffnen sich für spezielle Meditationsräume, auf dem Sektor Pflege und Abschied gibt es neue, moderne Krankenhauskapellen und Trauerräume, auch Staat und Wirtschaft integrieren Orte der Stille in ihre Einrichtungen, zum Beispiel in Schulen oder Betrieben. Die globalisierte Welt, in der Reisen und Rasten selbstverständlich geworden ist, verlangt nach Räumen der Besinnung in Flughäfen, Bahnhöfen und an Autobahnen. Schließlich ist die Verortung der Stille sogar für Freizeit und Kultur nicht nur eine Notwendigkeit, sondern gar eine Attraktion geworden, etwa in Fußballstadien oder Kulturdenkmälern. Im Verlauf dieser aktuellen Entwicklung kristallisieren sich neben den christlichen Meditationskapellen auch "neutrale" Räume der Stille heraus.

Die vorliegende Arbeit bemüht sich um eine kritische Differenzierung dieser Nutzungsaspekte und stellt fünf verschiedene Raumtypen vor. Überlegungen zur Kunst und Architektur der Stille schließen den baulichen Kontext mit ein und widmen sich dem Entwurf von Räumen der Stille, der in erster Linie eine Herausforderung für Künstler und Architekten darstellt. Nicht selten sind jedoch weitere Disziplinen an der Planung von Räumen der Stille beteiligt - daher wendet sich das Buch auch an Theologen, Pädagogen, Mediziner, Psychologen und nicht zuletzt interessierte Laien.

Sabine Kraft: Räume der Stille

Medienerfahrung

Welche Bedeutung haben Medienerfahrungen für die individuelle Religiosität? Wie prägen Kino, Fernsehen und Literatur den religiösen Glauben und das Denken des Einzelnen? Diesen Fragen geht Jörg Herrmann erstmals in biographischer Perspektive und im Hinblick auf die Einzelmedien Film, Fernsehen und Literatur nach. Die Ergebnisse der Leitfadeninterviews, die der Autor mit jungen Erwachsenen geführt und mit Methoden der empirisch-qualitativen Sozialforschung ausgewertet hat, bestätigen und konkretisieren die interdisziplinär diskutierte These von der Übernahme religiöser Funktionen durch die moderne Medienkultur. Dabei sind drei medienreligiöse Funktionen zentral: die Lebensbewältigungsfunktion, die Lebenssteigerungsfunktion und die Lebensperspektivierungsfunktion. Typisch für die Medienreligion des Kinos ist ihre soziale Einbettung und ihr mimetische Stimulationspotential. Charakteristisch für das Lesen ist die hohe Rezeptionsinvestition und die starke Anregung der Phantasie. Bezeichnend für das Fernsehen ist sein alltagsbegleitender Unterhaltungswert, seine rituelle Strukturierungsfunktion und seine ethisch-moralische Orientierungsfunktion. Der Autor zieht schließlich eine klare Linie zurück zur grundsätzlichen praktisch-theologischen Frage nach dem Verhältnis von religiöser und ästhetischer Erfahrung und macht die Ergebnisse seiner Untersuchungen auch für Schule und Gemeinde fruchtbar.

Jörg Herrmann: Medienerfahrung und Religion

Rückkehr der Religion?

Wie immer eine Wiederkunft der Religion angekündigt wird, und welche Menschenmassen religiöse Großveranstaltungen auch binden, die christliche Heilsbotschaft ist erkaltet, der Erlösungswille erlahmt. Nicht mehr erlöst werden wollen die Menschen vom Leben, sondern dieses erleben: lebendigen Leibes in den Himmel! Das Christentum, dessen Herz die Erlösungsvorstellung ist, gerät dadurch in eine schwierige Lage. Allerdings wächst ihm dabei auch eine neue Deutung zu, in der die menschliche Unvollkommenheit nicht als Übel empfunden, sondern als Aufgabe angenommen wird. Und vielleicht ist es für die Welt und die Menschen sogar gut, wenn die Erlösungsvorstellung, die ja auch eine Endlösungsvorstellung ist, verschwindet.

Peter Groß: Jenseits der Erlösung. Die Wiederkehr der Religion und die Zukunft des Christentums

Bilderwelt

So intensiv wie Roland Peter Litzenburger haben sich nur wenige zeitgenössische Maler mit biblischen Themen auseinandergesetzt. Dabei hat er sowohl ästhetisch wie inhaltlich zu bahnbrechenden Bildern gefunden. Doch wäre es verkürzt, ihn auf die biblische Thematik festzulegen. Sein Werk bestimmende Inhalte waren auch politische Fragen, Mythen und Märchen, Landschaften und Naturgestalten sowie ganz besonders menschliche Gesichter.

Das Buch erscheint anlässlich des 90. Geburtstags und des 20. Todestags Roland Peter Litzenburgers im Jahr 2007.

35 Autorinnen und Autoren, die meisten mit Litzenburger bekannt oder befreundet, bekräftigen die Bedeutung Litzenburgers, fügen aber auch viele Facetten hinzu und bringen die kunst- und geistesgeschichtliche Einordnung Litzenburgers voran.

Roland Peter Litzenburger - Alles Leben ist Bild

Lektüren

Dieser Blog stellt Bücher, Kataloge und Publikationen vor, die im Rahmen der Redaktionsarbeit am Magazin für Kunst, Kultur, Theologie und Ästhetik "tà katoptrizómena" auf dem Schreibtisch landen und nicht in eigenständigen Rezensionen vorgestellt werden.